Mittwoch, 16. Oktober 17:40
Es war eine doch recht unangenehme Situation. Ich lege – heute Vormittag beim Hofer – alle Waren aus meinem Wagerl auf das Förderband, als mir auffällt, dass ein Mann hinter mir nur ein paar Semmerln in der Hand hält. Ich sage ihm, dass er gerne vorgehen kann. Er nickt freundlich und geht vor. Da sieht er, dass ich am Beginn meines Einkaufs eine Packung Rosinen am Band liegen habe. Diese interessieren ihn offenbar, er nimmt das Packerl, liest aufmerksam die Inhaltsangabe und legt es danach auf das Förderband zurück. Kein Wort zu mir, der ich jetzt schon ein bisserlbisserl


»a bisserl« = weniger. Noch ein wenig weniger, als wenig.

Am wenigsten wäre dann ein »E u z e r l«.

Aber das ist dann schon so wenig, dass es - jetzt rein in Bezug auf die Menge - fast mit dem »Lecherlschas« in Konkurrenz tritt.
schmähSchmäh


Ojegerl. Das ist wieder einmal schwer zu erklären.

Ein Schmäh ist einerseits eine Lüge - andererseits vielleicht auch ein kleiner Spass. Wenn man einen »guten Schmäh« macht, dann ist man der Held. Wenn man »keinen Schmäh« hat, dann ist man ein echter Verlierer.
stad dastehe.

Das noch größere Problem dabei: Der Mann ist ganz offenbar Türke oder arabischer Herkunft. Für ihn war das wohl ganz normal, will heißen in seiner Kultur ist das wohl ganz normal. Aber in meiner eben nicht. Niemals würde ich ein fremdes Lebensmittel angreifen, ich kenne auch niemanden, der das so tun würde. Für mich ist das ein schwerer Eingriff in meine persönliche Umwelt, den ich nicht mag. Eine Überschreitung jenes Raumes, den ich als Distanz zu anderen Menschen haben möchte, ja, haben muss. Sonst fühle ich mich nicht wohl.

Vielleicht hätte ich etwas sagen sollen, wahrscheinlich macht dieser Mann das öfters. Eben immer dann, wenn ihn etwas interessiert. Und dann sagt wahrscheinlich nie jemand etwas, weil viele von uns eben so sozialisiert sind, dass wir nichts sagen. Und dann kommt, was kommen muss: Kulturelle Unterschiede schaffen eben Spannungen. Spannungen, welche einige Menschen (diesmal immerhin 29 % aller Wahlberechtigten) dazu bringen, seltsame Parteien zu wählen. Ich glaube, dass sehr oft tatsächlich solche kleinen Anlässe der Grund für solch eine Wahl sind...

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(C) mArtin, im Oktober 2024.
Und ich bin wirklich nicht immer stolz darauf.
Manchmal aber sehr wohl.


Da einige meiner Texte ohnehin bereits an anderer Stelle verwendet wurden/werden, dürfen sie also unter Angabe der Quelle auszugsweise verwendet werden. Bitte aber den passenden Link zum entsprechenden Beitrag im Rahmen der Zitat-Kennzeichnung kopieren und einfügen. Denn irgendwann möchte ich auch reich und berühmt werden. Oder auch nicht. Herzlichen Dank und weiterhin viel (Lese-)Freude!